Wie man als unfreiwilliger Störenfried zum Helden wird

Diese Geschichte ist etwas länger als meine üblichen Kurz-Einträge,
aber umso lesenswerter!

Also, …

Vorbemerkungen:

Normalerweise dreh ich mein Handy in Vorstellungen jeder Art ab (oder zumindest auf absolut lautlos), aber im Stress noch hinzukommen, noch was zu trinken zu besorgen, noch für kleine Jungs zu gehen usw. vergisst man’s manchmal.

Die Zitate sind sicherheitshalber eingedeutscht und nur sinngemäß zu verstehen, nicht wörtlich.

Links ausnahmsweise ganz unten und nicht im Text.

Zur Hauptgeschichte:

Am Samstag 25.11.2006 besuchte ich im Rahmen eines 2-tägigen vorwiegend beruflichen Wien-Aufenthaltes im Kabarett Niedermair eine Vorstellung von Leo Lukas’s Programm „Bei guter Führung Lebenslänglich“. Weil ich sehr kurzfristig reserviert hatte, saß ich in der ersten Reihe ganz rechts.

Gleich zu Beginn der Vorstellung wird das Publikum zur Mitarbeit aufgerufen,
und dem/der besten verprochen, am Ende das Pferd …
(Weder an der Stelle im Programm noch irgendwo in diesem BLog-Eintrag wird näheres zum Pferd verraten)

Kurz später holt sich ein Zuschauer durch Kopfrechnen gleich ein Mitarbeits-Plus; schlimm dass ich nicht schneller gerechnet hab, aber egal.

Wenig später erklärt Leo Lukas (im folgenden L.L.) dem Publikum stolz sein Soundeffekt-Gerät, mit dem seine Gitarre zum Synthesizer wird, und führt gleich ein Beispiel vor:
+ dideldü (Effektgerät produziert schrägen Sound)
+ L.L.: „Das ist zum Beispiel ein Soundeffekt“
+ rethorische Pause
+ Mein (!) Handy piept laut weil ein SMS eintrifft
+ Ich versuch hektisch das Ding auszuschalten
+ L.L.: „Das ist auch ein Soundeffekt“
+ L.L.: „Vergessen zum ausschalten, ist aber schon peinlich, gell!?“
+ L.L.: „Des gibt jetzt aber ein dickes Mitarbeits-Minus!“
+ ich: „Das hol ich wieder auf!“

An der Stelle war ich natürlich erstes peinlichst berührt, und zweitens mehr als froh dass die Störung sozusagen in’s Programm gepasst hat.
Ich war auch wohl nicht der einzige der erst jetzt das Handy abgeschalten hat.

Soweit so gut, bis zur Pause nichts mehr ungewöhnliches, ausser dass beim Stichwort Mitarbeit immer ich angesehen oder angesprochen wurde ;-))

Schasshockn ;-))

Nach der Pause dann der Bang:

Leo Lukas‘ Gitarren-Tragegurt besteht aus einem breiten ledernen Mittelteil und einem vielleicht 20cm kurzen sehr schmalen Stoffteil, die mithilfe einer Art Knopfloch, einer Sicherheitsnadel und einer Plastikrose als Querstift zusammengehalten werden …
sollten ;-))

Kurz nach Wiederbeginn hat sich diese Konstruktion als suboptimal erwiesen und der Gitarren-Tragegurt war nicht mehr in einem Stück ;-))
(Ich weiss nicht 100% ob das Absicht war, eher nicht)

+ L.L.: „Das ist aber blöd.“
+ L.L.: „Wer kann das richten?“
+ L.L.: „Das gäbe 2 dicke Mitarbeits-Plus?“
+ L.L. schaut zu mir …
+ Ich (laut): „Ich probier’s!!“
+ L.L. bringt mir die Gitarre, „Gut, Sie haben eine Minute, ich gehe derweil einen Stuhl holen für alle Fälle“
+ Leider wurden das vielleicht 20 Sekunden, es war sicher keine Minute, aber egal:
+ Nach Abhängen des etwas zu kurzen Audio-Kabels und kurzer Problemanalyse (unter stressbedingter Nichtbeachtung der Rose) schaffe ich es die Sicherheitsnadel ohne Durchbohren des Leders so hinter dem Knopfloch zu positionieren, dass der Tragegurt zumindest unter permamenter leichter Zuglast wieder eine kurze Zeit halten würde.
+ L.L. kommt mit Stuhl zurück,
+ L.L. bekommt von mir die sozusagen reparierte Gitarre zurück, und gleich darauf das Ende vom Audiokabel das ich abhängen hatte müssen, hängt sich die Gitarre um
+ das Publikum tobt!!!, ich verbeuge mich, MEGAGEIL!!!

Ein paar Minuten später folgt dann die vermutlich geplante Szene (mitten im Song „Richten“ nämlich), nach der uns kein Mensch mehr glauben wird dass das ganze einfach so passiert ist, ohne jede Planung:
+ Das Pfeiferl streikt.
+ L.L.: „Wer kann jetzt das richten?“
+ schaut zu mir
+ das Publikum tobt wieder
+ L.L.: „Nein, keine Angst, …“ (tut irgendwas am Pfeiferl, pfeift, startet Gitarrenspiel, „… das kann man Richten …“

Am Ende des Programms durfte ich dann als Erster das Pferd …

Nachbetrachtung:

An diese Vorstellung werden sich Leo Lukas und ich bestimmt so erinnern wie das Programm heisst: Lebenslänglich!!!

Nach der Vorstellung erhielt ich noch eine CD geschenkt, mit der Widmung „Für hervorragende Mitarbeit“ ;->>>
Danke für die CD!

An sich hätte ich wohl noch länger bleiben können, um bei einem Bier/Wein/Cola/… über obige Geschichte zu reflektieren, aber ich war nach 2 anstrengenden Tagen und dieser extremen Reizflut einfach vieeeeel zu fertig, ich war froh noch reden und stehen zu können.
Very sorry Herr Lukas %-))

Eidesstattliche Erklärung:

Ich erkläre an Eides statt, dass oben beschriebene im wahrsten Sinn des Wortes „Kabarett-reife“ Szenen in keiner Weise abgesprochen waren und wirklich einfach so passiert sind!!!

Wer’s nicht glaubt möge sich das Programm einfach selbst anschauen …

Links:
Kabarett Niedermair
Leo Lukas
Wikipedia über Leo Lukas
Meine eingescannte Eintrittskarte